Fragen zu Antolin

Frau Scherer, Lehramtsstudentin: Interviewfragen zu Antolin

1. Wie können Sie die Grundidee Antolins beschreiben?

a) Die Faszination der elektronischen Medien ist ungebrochen, insbesondere dann, wenn sie mit einer gewissen Form von Interaktivität einhergeht. Antolin greift dieses Element auf und verbindet es mit dem Lesen von Büchern.

b) Genauso wichtig erscheint mir das Faktum, dass Antolin in der Lage ist, die Leseaktivitäten (und damit die Leseleistungen) der Schüler aufzuzeichnen. Das war vor Antolin nicht so präzise möglich (Wobei ich nicht behaupten will, dass Antolin nicht auch überlistet werden kann). Diese Aufzeichnungen dienen einerseits dem Schüler, da seine Lesemotivation (in der Regel) dadurch angeregt wird. Sie dienen andererseits aber auch dem Lehrer, da dieser eine bessere Übersicht über die Leseaktivitäten seiner Schüler erhält.

c) Durch Antolin ergeben sich möglicherweise auch Änderungen im lese-didaktischen Bereich. Hier wird das eigenständige, individuelle Lesen betont (und nicht so sehr die systematische literarische Analyse). Eine weitere Veränderung könnte sich in der zunehmenden Verwendung der Kinder- und Jugendliteratur im Unterricht ergeben. Beide Tendenzen begrüße ich.

2. Wie sind Sie auf den Namen Antolin gekommen?
Es sollte ein Name sein, der mit A beginnt. Er sollte leicht aussprechbar sein, nicht nur für deutsche Kinder. Die passenden deutschen Namen waren bereits alle als Domain-Namen besetzt, so wagten wir den Blick nach Frankreich/ Spanien (Antolin = span. Vorname).

3. Antolin ist heute sehr beliebt und weit verbreitet. Was können Sie zu dessen Verlauf sagen?
Das freut mich natürlich; glaube ich doch, dass damit auch eine bemerkbare Hinwendung zum physischen Buch erfolgt. Jeder, der mit Schülern zu tun hat, wird bestätigen, dass dies höchst notwendig ist.
Allerdings kann Antolin nicht den gesamten Lesebereich in der Schule abdecken. Es gibt eine ganze Reihe weiterer, guter und wichtiger Wege, Schüler an Bücher und an Geschichten heranzuführen. Ich denke hier zum Beispiel an das Internet-Programm Onilo (www.onilo.de). Während Antolin für das leise, individuelle Lesen steht, deckt Onilo das laute, gemeinsame Lesen und Erleben von Geschichten ab. Ebenfalls ein Bereich, der nicht vernachlässigt werden sollte.

4. Wer profitiert am meisten von Antolin? (schwache, mittlere oder starke Leser)
Weiß ich nicht, es gibt keine wissenschaftl. Untersuchungen. Ich denke aber, dass dies sehr von dem Engagement des Lehrers abhängt. (Will der Lehrer die Sache für schwache Leser gut machen, fällt mehr Arbeit für ihn an.)

5. Wer hat den größten Lesemotivationszuwachs? Gibt es auch hier wieder geschlechtsspezifische Unterschiede?
Entscheidender als die Geschlechterzugehörigkeit ist meiner Meinung nach das Elternhaus, bzw. die Engagiertheit, mit der Eltern die Leseentwicklung ihres Kindes mitverfolgen. (Dazu gehört auch: Wertschätzung der Bücher/ Besitz von Büchern/ Besuch von Büchereien, Buchhandlungen / das Sprechen über Bücher im Familienkreis …)

6. Glauben Sie, dass auch Kinder mit einer habituell intrinsischen Lesemotivation durch dieses Programm motiviert werden können?
Streng genommen brauchen diese Kinder Antolin nicht mehr.

7. Im Antolin Nutzerhandbuch steht, dass Kinder aufgrund von Antolin eine eigene Leseidentität aufbauen können. Was trägt Ihrer Meinung nach am meisten dazu bei?
Das häufige Lesen, das (vielleicht ) durch Antolin erfolgt, wenn z. B. in der Schule ein freie Lesestunde pro Woche eingerichtet worden ist, wenn der Lehrer immer wieder sich im Unterricht auf Bücher bezieht, wenn Bücher-/ Leseaktionen zusätzlich neben Antolin her passieren.

8. Im Gegensatz zu der von Bamberger entwickelten Leseolympiade verwenden Sie keine zusätzlichen Tests, die die Lesegeschwindigkeit prüfen. Warum?
Ich hasse die vielen Tests, in welcher Form auch immer, die auf die Schüler losgelassen werden. Durch Tests kann man kaum Freude – oder intrinsische Lesemotivation erzeugen.
Viele Tests sind absolut unnötig – (und werden vom Lehrer oftmals auch nicht entsprechend ausgewertet). Was hierbei verloren geht, ist die Freude am Lesen.

9. Nach welchen Kriterien wählen Sie Bücher aus, zu denen es Quizfragen in Antolin gibt?
Am liebsten würden wir gerne alle Bücher in Antolin aufnehmen, schaffen dies aus Kapazitätsgründen aber nicht.
Nicht aufgenommen werden Bücher rechtsradikaler oder unmoralischer, sexuell allzu freizügiger Inhalte.

10. Wie würden Sie die Auswahl charakterisieren? Gibt es auch Kinderbuchklassiker oder wird vermehrt Wert auf aktuelle KJL gelegt?
Sowohl – als auch!

11. Können sie sagen, dass manche Bücher oder Genres besonders oft gelesen werden? Wenn ja, können Sie sich darauf einen Reim machen?
Bitte sehen Sie selbst nach: Bei jedem Buch finden Sie die Bearbeitungszahlen (=Lesezahlen). Oder sehen Sie bei den TOP 100 nach.
Meiner Erfahrung nach kann man dies nicht pauschal sagen. Das hängt von der Zeit, von den Trends ab. Im Augenblick beobachte ich besonders die Entwicklung der „Comic – Romane“, wie z.B. „Gregs Tagebuch“.

12. Sie haben sich bewusst dafür entschieden, keine Bücher online zu stellen bzw. lesen zu können. Warum?
Wir wollen die Kinder zu den physischen Büchern, zum Lesen von (physischen) Büchern hinführen, nicht zum Computer. (Im digitalen Raum sehen wir – als Pädagogen – nicht die Notwendigkeit.)

13. Könnten Sie es sich vorstellen, Hörbücher auf Antolin anzubieten?
Ja, durchaus; ist aber organisatorisch, technisch nicht leicht machbar. Zu hoher Aufwand.

14. Wie können sie die Konzeption der Quizfragen beschreiben?

a) Blaue Fragensätze: Linear aufgebaut, analog der Story. Inhaltliche Abfrage; sollten nicht zu schwer sein. Ein mittel begabtes Kind, das die Geschichte gelesen hat, sollte auch den Fragensatz ohne größere Schwierigkeiten bearbeiten können.

b) Roter Fragensatz: 10 Inhaltsfragen, wie oben. Plus 5 „Nachdenkfragen“. Hier reicht es nicht aus, nur den Inhalt zu kennen. Hier sollen die Schüler eingeladen werden, auch komplizierte Fragen zu lösen: über die Charaktere der Geschichte, über Zusammenhänge, über historische Bezüge, über Aufbau und Struktur der Geschichte …

c) Nachschlage- Fragensätze (Sachbücher): Hier sollen die Schüler sich im Nachschlagen (geleitet von Stichwörtern) üben.

15. Welche Typen werden signifikant häufiger beantwortet? Gibt es diesbezüglich geschlechtsspezifische Unterschiede?
Weiß ich nicht so genau, denke aber die blauen Fragensätze.

16. Wurde dabei das in IGLU zu Grunde liegende Informationsverständnis berücksichtigt?
Nein, nicht im Speziellen. Diese Sache tangiert uns nicht direkt. Aber man könnte in Antolin durchaus Derartiges einbauen. Die Frage ist nur, wie man dies mit dem Medium Buch verbinden kann. Das Buch soll weiterhin in Antolin im Zentrum stehen. Aber das wäre des Nachdenkens wert.

17. Was ist Ihrer Meinung nach das Besondere an Multiple-Choice-Fragen, die den Antolin-Quiz zu Grunde liegen?
Es ist eine einfache, überschaubare, leicht verständliche Methode, die Schüler auch über längere Zeiten hinweg zu motivieren versteht. (Auch das „Produzieren“ von derartigen Fragesätzen ist nicht sehr schwer.)

18. Meinen Sie, dass das Lesen in der Schule mit dem Lesen am Nachmittag verknüpft werden kann? Wenn ja, bei allen Kindern gleichermaßen?
Ja, das wäre schön. Meine auch, dass dies auf jeden Fall möglich sein müsste. Ideal für den Nachmittagsunterricht halte ich Onilo (www.onilo.de) bzw. eine Kombination der beiden Portale.
Allerdings geht diese vermutlich nicht ohne eine engagierte Lehrkraft. (Kein Internet-Portal hat auf Dauer die Kraft, die Kinder über längere Zeit an sich zu binden. Hier ist die Person des Lehrers/ Erziehers unendlich wichtig! Erziehung/ Pädagogik wird auch in der Zukunft an die Persönlichkeit des Lehrers/ Erziehers gekoppelt sein!!! Je stärker die Persönlichkeit, je engagierter die Lehrkraft – umso besser!)

19. Die Leselisten tragen zu extensivem Lesen bei. Warum sind diese freiwillig und nicht verbindlich, denn so könnte man sichergehen, dass alle Schüler wirklich Bücher lesen?
Aber das können wir doch nicht (und wollen dies auch nicht) erzwingen! Antolin ist nur ein Angebot, ein Hilfsmittel für den Lehrer/ die Eltern – mehr nicht!

20. Was sind die Vorteile Antolins gegenüber dem reinen Viellese-Verfahrens und den Verfahren der Leseanimation (Bsp. Lesenacht oder Autorenlesung)?
Antolin ist auf Nachhaltigkeit durch Beständigkeit und permanenter Erreichbarkeit angelegt. Je unspektakulärer, normaler, unauffälliger, alltagsüblicher Antolin in den Schulalltag eingebaut ist, umso besser:
Eine Antolin-Stunde pro Woche (nach Stundenplan), engagiertes Verfolgen der Leseaktivitäten durch den Lehrer, hin und wieder eine spezielle Leseaktion, regelmäßiges Informieren und Aufmuntern der Eltern, regelmäßiges Ansprechen literarischer Themen im Unterricht – das ist es, das sind die Vorteile. Der Lehrer sollte einen Weg finden, mit möglichst wenig Kraft (Kraftverlust) Antolin zu betreiben, als ganz normales U-mittel.

21. Gibt es mögliche Grenzen oder Schwächen bei Antolin?
Aber natürlich. Onilo wurde geschaffen – wegen einiger Schwachstellen von Antolin (lautes Lesen/ gemeinsames Lesen und Erleben von Geschichten mit dem Lehrer zusammen). Aber es gibt noch mehr.

22. Sind mögliche Erweiterungen oder Änderungen an Antolin geplant?
Derartiges ist immer angebracht und machbar. Hierüber möchte ich aber keine Auskunft geben.

Onilo-Image-Broschüre: Ein Interview mit Albert Hoffmann

Folgendes Interview wird im Herbst 2011 in der neuen Onilo-Image-Broschüre der Verlages Friedrich Oetinger erscheinen.

Interview für die Onilo-Image-Broschüre

1. Herr Hoffmann, mit welchem Buch begann Ihre Welt des Lesens?
Das Buch, das mir die Tür zur Welt der Bücher öffnete, war das Märchenbuch „Brüderchen und Schwesterchen“ aus dem Josef Scholz Verlag, Mainz/ Wiesbaden. Wie oft ich es gelesen habe? Viele Male! Von Langeweile keine Spur. Die Dramatik der Geschichte berührt mich noch heute. Oder waren es die großflächigen Bilder, die mich verzauberten? Als Erinnerung an meine Kindheit hat dieses Buch seinen festen Platz in meinem Bücher-Schrank.


2. Wann saßen Sie vor Ihrem ersten Computer?
Das war im Jahre 1987. Die Schule, an der ich Dienst tat, schaffte sich die ersten Computer an. Anlass für mich, in die Welt der Elektronik einzusteigen. Ich hatte die Befürchtung, meine cleveren 9.-Klässler würden mich innerhalb kürzester Zeit technologisch in die Wüste schicken.

3. Sie sind vor genau 10 Jahren mit dem Leseförderportal Antolin gestartet. Mittlerweile haben Sie Millionen Nutzer. Warum nun ein neues Portal? Wie kam es zu dieser Idee??
Antolin steht für das individuelle Lesen: ein sinnvoller Zugang zum Buch – ohne Frage. Schließlich ist das Lesen in der Regel ein sehr persönlicher Vorgang.
Und doch: Es gibt eine Hinführung zum Buch, bei der sich die Mitwirkung eines Erwachsenen als pädagogisch-sinnvolle Aktion erweist. Denken wir an die „Ur-Situation“ des Lesens: Mutter (Vater) und Kind sitzen mit einem Bilderbuch auf der Couch. Sie lesen die Geschichte, sie reden über sie. Es gibt wohl kaum einen intensiveren Zugang zum Buch als den, der sich in dieser trauten Zweisamkeit (mit Buch) abspielt.
Und genau hier setzt Onilo an: die Ermöglichung dieser „starken“ Situation im alltäglichen Unterricht. Hier ist der Lehrer in sehr engem pädagogisch-erziehlichen, literarisch durchdrungenem Kontakt mit seinen Schülern. Onilo kann als Ergänzung zu Antolin gesehen werden.

4. Was begeistert Sie an Onilo.de am meisten??
Dass Onilo es schafft, den Schülern die Bücher (=die Geschichten) vor allem auf emotionaler Ebene nahe zu bringen.

5. Welche Boardstory gefällt Ihnen am besten?
Die Vorliebe für eine Boardstory ändert sich, im Augenblick kann ich am meisten über „Käpten Knitterbart und seine Bande“ lachen. Cornelia Funke ist eine fantastische Schriftstellerin.

6. Was erwartet uns in zehn Jahren in den Klassenzimmern?
Das Geschehen unserer Welt (ob vergangen oder aktuell) wird jederzeit in Bild und Ton verfügbar sein, die Schüler werden mit Stiften, Papier und elektronischen Medien von Anfang an arbeiten. Eigenständiges, individuelles Lernen wird vorherrschen. Genügend Raum wird für das kreative Arbeiten mit dem Kopf und den Händen sowie für das Lösen sozialer Fragen zur Verfügung stehen. Inmitten der Szenerie wird der Lehrer zu finden sein, wie schon vor Hunderten von Jahren: mit viel gutem Willen und großen Hoffnungen.

Im Miteinander neuen Lese-Ideen einen kräftigen Schub geben

Passau-Landkreis

Die Comenius-Regio-Projektpartner aus Passau und dem Landkreis Passau waren zu einem Arbeitsbesuch in Nordfinnland

Zu einem eindrucksvollen Erlebnis pädagogischer Art wurde der Besuch der Passauer Comenius-Regio-Gruppe bei den finnischen Partnern rund um Haapajärvi in Nordfinnland. Als Highlights erwiesen sich die Einblicke in die vier Partnerschulen des ländlich geprägten Raumes und in drei städtischen Büchereien. Neben der überbordenden Gastfreundschaft waren es vor allem die Art und Weise des praktizierten Schullebens sowie die Schwerpunktsetzung einer jeden Schule, die Erstaunen bei den Gästen hervorriefen. Ganz besonders aber interessierten sich die Passauer für die finnische Umsetzung des gemeinsamen Comenius-Regio-Leseprojektes, das auf die Motivierung der Schüler zum verstärkten Lesen von Kinder- und Jugendbüchern abzielt.

Unter dem Blickwinkel der Frage „Was machen die Finnen eigentlich anders, um bei PISA Erfolge in Serie feiern zu können?“ waren Vertreter der Mittelschule Salzweg, der Grundschulen Haselbach und Witzmannsberg sowie der Bücherei Haselbach unter der Leitung von Schulrätin Johanna Buchberger-Zapf nach Finnland aufgebrochen. So manche Entdeckung rief Bewunderung hervor.

So sind in den kleinen Dorfschulen Kombiklassen Prinzip. Hierbei umfasst eine Klasse im Durchschnitt etwa zwölf Schüler. Der Klassenlehrer wird sehr oft noch von einer pädagogischen Hilfskraft unterstützt. Die Grundschule Emolahti beispielsweise besteht zurzeit aus 25 Kindern, zwei Lehrern, und zwei Hilfskräften. Da es im kommenden Schuljahr 36 Schüler sein werden, wurde dieser Schule ein weiterer Lehrer zugesagt.

Die Anerkennung und Unterstützung der Lehrer seitens der Gesellschaft ist traditionell hoch, was die pädagogische Arbeit entschieden erleichtert und auch zu einer respektablen Unterstützung durch den Schulaufwandsträger führt. So hat der Schulleiter von Venetpalo für seine 42 Schüler ein Jahresbudget von 20.000 Euro für den Einkauf von Büchern, Computern und sonstigen Materialien zur Verfügung, ein vergleichsweise hoher Betrag.
Den Eltern obliegt es lediglich, für eine passende Schultasche ihres Kindes zu sorgen. Für alles andere kümmert sich die Schule. Das schließt also auch Hefte, Bleistifte und Radiergummi ein.
Dasselbe gilt auch für den Mittagstisch. Kein Schüler, der ohne vernünftiges Essen nach Hause geschickt werden würde; auch wenn der Unterricht manchmal nur bis um ein 12:30 Uhr dauert.
Mag die Schule auch noch so klein sein, mindestens ein Klavier findet sich immer – und ein Lehrer, der darauf spielen kann. Musik hat in Haapajärvi einen hohen Stellenwert.
Zu jeder Schule gehört auch ein Waldstück, in dem man nicht nur Tiere und Pflanzen erforschen, sondern auch Waldspiele machen, Würstchen am Lagerfeuer braten und übernachten kann.

Die technische Ausstattung der Schulen verdient oftmals Bestnoten. Auch wenn das Gebäude – meist ein gemütlicher Holzbau – bisweilen klein ist, findet sich immer Platz für eine stattliche Anzahl von Computern. Selbstverständlich sind alle an das Internet angeschlossen. Im Augenblick befasst man sich intensiv mit dem Gedanken, interaktive Whiteboards anzuschaffen.

Bezüglich des gemeinsamen, von der EU geförderten Projekts, durchleuchtete das finnisch-deutsche Lehrerteam die bisherige Arbeit und diskutierte über die Weiterführung im nächsten Projektjahr. Grundsätzlich wird die eingeschlagene Richtung beibehalten, gewisse Korrekturen erscheinen jedoch notwendig, so der Tenor auf beiden Seiten.
Die eigentliche Lese-Projektarbeit verläuft auf zwei Ebenen: des Methoden-Vergleichs sowie der konkreten Arbeit mit den Schülern in der Klasse.
Die auf einer speziellen Webseite erfolgende Sammlung von Lese-Methoden aus Finnland und Deutschland wird als sehr gewinnbringend betrachtet. Der inzwischen erreichte ansehnliche Fundus erfreut. Man vereinbarte, ab dem neuen Schuljahr die direkte partnerschaftliche Arbeit zwischen den einzelnen Lehrern und Klassen zu verstärken und jegliche neue Idee in die Dokumentation aufzunehmen.
Rund um das Basispaket von zwanzig Lektüre-Büchern werden zur Erschließung im Unterricht vertraute Methoden angewandt, wie das Erarbeiten eines Buches anhand einer Arbeitsblatt-Serie, aber auch neue Wege probiert, die teilweise bereits Ergebnisse des Gedankenaustausches innerhalb des aktuellen Projektes darstellen. Grundlegende Unterschiede in der Lese-Methodik konnten allerdings bisher nicht ausfindig gemacht werden. Auffallend auf finnischer Seite war jedoch die intensive und konsequente Zusammenarbeit der Schulen mit der Bücherei in Haapajärvi. So fährt der Bücherbus wöchentlich einmal an jeder Schule vor und lädt die Kinder zum Büchertausch ein. Konsequent durchgeführt wird auch die Aktion „Lesediplom“, die von jedem Schüler erwartet, in jedem Schuljahr sechs Bücher aus einer passenden Auswahl zu lesen.

Auf die Unterstützung durch die digitale Welt setzt die Passauer Gruppe mit dem Internet-Leseportal Owlfinch, das eigens hierfür entwickelt worden ist. Bei diesem Programm liegt der Schwerpunkt auf der Zusammenarbeit im Bereich Lesen und Literatur. Schüler beider Länder sind hier in ihrer jeweiligen Muttersprache an denselben Büchern beschäftigt. Punkte bekommen die Schüler hierbei jedoch nur, wenn sie in der Teamarbeit erfolgreich waren. Im neuen Schuljahr wird es auch für Owlfinch eine zweite Version geben, die dann dank der Vorschläge aus Finnland eine Reihe von Verbesserungen enthalten wird.

Insgesamt entwickelt sich das Comenius-Regio-Projekt, bei dem nicht einzelne Schulen, sondern Regionen im Mittelpunkt stehen, nach Wunsch. Die Hoffnung ist groß, dass durch die Bündelung an Erfahrung, an Engagement und kreativem Gestalten schließlich neue Lese-Wege sich eröffnen, die an andere weitergegeben werden können. Dass nebenbei auch noch der europäische Gedanke kräftig Schub bekommt, ist ein höchst willkommener Effekt.

Unser Comenius-Regio-Projekt

Unser Comenius-Regio-Projekt „Methods to increase reading motivation”, das wir mit der Region Haapajärvi in Nordfinnland durchführen, wird „Projekt des Monats“ September 2011.

Hierzu führte Frau Lummert vom PAD (Pädagogischer Austauschdienst im KMK) ein Interview.

PAD – Fragen- und Antwort-Skizzen zum “Projekt des Monats” September 2011

Uns liegen ein ausführlicher Projektantrag und der Zwischenbericht vor. Von daher sind wir im Interview vor allem interessiert zu erfahren, inwieweit sich bereits Erwartungen erfüllt haben, die mit dem Antrag verknüpft sind. Auch interessieren die persönlichen Erfahrungen, die zum Beispiel im Rahmen der Begegnungen gemacht wurden. Wir sind interessiert an konkreten Beispielen, die die Projektidee verdeutlichen.

– Projektverlauf (Idee, Vorbereitung, Partnersuche, Start, Schritte…)
Uns überraschte die Idee (Lesemotivation) zu diesem Projekt. Sie wurde aus Finnland, dem permanenten „Pisa-Sieger“, an uns herangetragen: Auch in Finnland haben die Lehrer zunehmend Mühe, die Kinder für das Lesen zu begeistern.
Die Partnersuche war kein Problem. Man kannte sich teilweise aufgrund eines früheren Comenius-Schulprojektes. Auf finnischer Seite wusste man deshalb, dass an deutschen Schulen im Bereich des Lesens mit entsprechenden Internet-Programmen gearbeitet wird. Diese waren/ sind in Finnland bisher unbekannt. Man wollte hierbei Erfahrungen sammeln.
Von deutscher Seite war der Wunsch groß herauszufinden, was an finnischen Schulen so anders gemacht wird, um schließlich bei Pisa solche Erfolge einfahren zu können.

– Welche Voraussetzungen sind für ein Gelingen notwendig?
a) das persönliche Verstehen der Beteiligten untereinander !
b) die Freude am Projekt/ an der Projektidee/ an der Arbeit
c) die Bereitschaft, sich mit anderen Ländern, Menschen, Ideen einzulassen (trotz vielerlei Problemen, z. B. sprachlicher Art)
d) Offenheit für die modernen Medien

– Welchen Einfluss hat das Projekt auf die beteiligten Einrichtungen/ Personen? Gibt es Beispiele?
a) Waren im Anfangsstadium die sprachlichen Unsicherheiten bei vielen noch groß und gewaltig, spielen sie zunehmend weniger eine Rolle.
b) Das Verhältnis der Beteiligten untereinander wurde sehr eng, sehr offen, sehr partnerschaftlich.
c) Vermutlich von der lockeren finnischen Art im Umgang miteinander angeregt, verkehren nun auch die deutschen Partner miteinander alle „per du“ miteinander.
d) Es gibt keine Einrichtung mehr, an der nicht „finnische Bezüge“ (Bilder/ Fotos/ Texte/ Zeitungsausschnitte/ Kinderbriefe/ Plakate ..) das Schulhaus zieren.
e) Es gibt keine (Projekt-)Schule mehr, an der nicht mindestens ein Buch eines finnischen Autors Klassenlektüre ist.

– Was ist das Besondere an dem Projekt?
a) Der Versuch, sich gegenseitig auf einem ausgewählten Gebiet unterrichtlicher Arbeit so zu durchleuchten, dass man gestärkt hiervon in der eigenen Schule besser unterrichten kann.
b) Der innovative Charakter: Über das digitale Medium, durch internationale Zusammenarbeiten die Schüler zu mehr Lesemotivation führen.

– Gab es besondere Ereignisse während des Projektes?
Entstehung der „Wanderausstellung“ im Passauer Raum durch spontanes Engagement

– Was hat Ihnen persönlich bisher am besten gefallen?
a) Das Erleben des Schulalltags in Finnland
b) Die Faszination, wie durch ein Internet-Computer-Programm motiviert zusammengearbeitet werden kann: die Schüler arbeiten jeweils in ihrer Muttersprache, der Computer bringt die Schüler der verschiedenen Länder/ Sprachen zusammen und vergibt für die erfolgreiche Zusammenarbeit Punkte.

– Inwieweit haben sich für Sie die Erwartungen erfüllt, die mit dem Projekt verknüpft sind?
Die Arbeit läuft, die Motivation scheint hierbei ständig zu wachsen, die Ergebnisse und Rückmeldungen sind positiv, die Erwartungen steigen

– Welche Schwierigkeiten gab es und (wie) konnten sie gelöst werden?
…..

– Wie groß ist das Interesse der Projektbeteiligten am Austausch? Was trägt dazu bei, das Interesse zu wecken?
Wenn sich die Arbeit mehr im Abstrakten, Theoretischen, Allgemeinen abspielt, ist das Interesse der Beteiligten nicht sehr groß. Sobald aber Projekte im Kleinen (Mini-Projekte: Lehrer mit Lehrer/ Klasse mit Klasse) gestartet werden, in der viel Eigeninitiative gewünscht ist, steigt das Interesse sprunghaft an.

– Gibt es schon Erfahrungen, ob und wie sich das Projekt positiv auf die Lesemotivation auswirkt?
Mit drei (deutschen) Klassen, die im nächsten Jahr nicht mehr in diesem Comenius-Projekt arbeiten werden (4. Klassen/ 6. Klasse) wurden Interviews durchgeführt. Zu 95 % gaben sie an, dass das Projekt insgesamt nicht nur schön und weltöffnend war, sondern dass ihre Leseaktivität dadurch auch zugenommen habe.
Dies wird übereinstimmend auch von den beteiligten Lehrern so gesehen.

– Welche Methoden aus Finnland wurden in Deutschland ausprobiert, welche aus Deutschland in Finnland?
Von Finnland nach Deutschland
• Einführung des Lesediploms (konkret im Rahmen des Lesens unserer Projektbücher)
• Bücherbeurteilung auf Zettel (Dadurch möglich: Ranking der beliebtesten Bücher, konkret: Projektbücher)
• Schulen-Bücherei-Internet-Vernetzung (Konkret: Klassensätze von Projektbüchern anderen Klassen zugänglich machen)
• Powerpoint-Darstellungen (im literar. Breich) durch Schüler in Partnergruppen (Konkret: 4.Klasse Witzmannsberg/ 6.Klasse Salzweg stellt Inhalte eines Buches in Powerpoint dar (Texte und Bilder))
• Lehrer liest seinen Schülern ein ganzes Buch vor (umfangreicher als “Regenbogenfisch“)

Von Deutschland nach Finnland
o Einrichtung von Lese-Ecken/ Lese-Räumen im Klassenzimmer/ im Schulhaus
o Vorstellung gelesener Bücher: von Schülern für Schüler
o Vorlesen: Kinder lesen Kindern vor

Was waren die Schwierigkeiten bei der Übernahme von „Methoden“?
Manche lassen sich nicht einfach übernehmen (z. B. Bücherbus), da grundlegend äußere Strukturen geändert werden müssten. Andere sind in gewisser Weise abhängig von den Gegebenheiten vor Ort (z. B. In Finnland lesen die Lehrer öfter umfangreiche Bücher vor: Klassen sind klein, Schulzimmer sehr familiär).
Im Prinzip sind die angewandten Methoden nicht sehr verschieden von den deutschen.

– Wie ist die Erfahrung mit den internetgestützten Programmen?
Gut bis sehr gut. Möglicherweise ist die Wirkung in Finnland hierbei sogar noch größer als in Deutschland, da derartige Lese-Programme in Finnland bisher nicht bekannt waren. Wir überall in der Welt sind die finnischen Kinder sehr offen für derartige digitale Angebote.
Wie intensiv diese Programme genutzt werden, hängt im großen Maße vom jeweiligen Lehrer ab. Je offener er hierfür ist, je technisch versierter er ist, je mehr Engagement er auch für die Inhalte zeigt, desto eifriger arbeiten die Schüler damit.

– Was hat besonders gut geklappt und eignet sich als Tipp für andere?
Den Schülern die literarische Welt eines anderen Landes zu öffnen war eine der Ideen, die bei den Kindern eingeschlagen hat. Wie sich in den Umfragen am Ende dieses Schuljahres herausgestellt hat, sind den deutschen Kindern nun eine Reihe finnischer Autoren, deren Bücher und deren Art zu schreiben sehr vertraut. Bisweilen fallen den Kindern bisweilen spontan mehr finnische Autoren als deutsche ein.
Das konkrete „Zusammenarbeiten“ von Schülern beider Länder wird als angenehm erlebt (z. B. bei dem Programm Owlfinch, bei Klasse-zu-Klasse-Mini-Projekten(z. B. die Partnerklassen malen zu ein und demselben Buch Bilder und stellen sie – als ein Ganzes! – ins Netz)).
Zunehmend besser funktioniert unsere Komminikations-Homepage als tatsächliches Bindeglied zwischen den Beteiligten.

– Welche Pläne gibt es für die Zukunft?
Ganz sicher wird das Lese-Programm „Owlfinch“ (www.owlfinch.com) weiter betrieben und ausgebaut werden, so dass es auch für andere Länder, für andere Sprachen zur Verfügung steht. Wir glauben fest daran, dass in der Zusammenarbeit der Schüler/ Lehrer verschiedener Länder noch viel Potenzial mit Motivations- und Erkenntniswert liegt.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird auch die Lese-Methodensammlung www.pandio.eu für die Allgemeinheit geöffnet und in leicht veränderter Form als Portal für gute Lese-Methoden – zumindest für den deutschsprachigen Raum – angeboten werden.

Wir werden uns noch mehr Gedanken machen zu Formen/ Arbeitsmöglichkeiten, mittels derer die Schüler beider Länder das Gefühl haben, „gemeinsam“ etwas zu schaffen. In unserem Fall wird dies auf der Basis von Lesen (Büchern, Geschichten, Literatur) geschehen.