Drachen als Haustiere? Wäre schön, geht aber nicht!

Drachenpost
von Emma Yarlett
Thienemann Verlag
ISBN: 9783522458962

Was muss das bloß für ein Typ sein, dieser Alex: Macht nichtsahnend die Kellertür auf, steht Nase an Nase einem ausgewachsenen Drachen gegenüber und reagiert erstaunlich gelassen, eigentlich überhaupt nicht. Na gut, einen Drachen hat er schon immer gewünscht. Nun sitzt einer bei ihm im Keller, was also soll die Aufregung? 

Objektiv wichtiger ist da schon der Gedanke an die aktuelle Feuergefahr, die seinem Elternhaus droht. Alex weiß, wie locker-leicht so ein roter Riese das alles in Brand stecken kann. 

Man darf vermuten, dass Alex allein zu Haus ist, denn seine Eltern hierüber zu informieren, kommt nicht in Frage. Da schreibt er lieber gleich selbst einen Brief an die Feuerwehr und bittet sie um Rat. Mit dem Hinweis “Dringend” lässt die Antwort nicht auf sich warten. Der Wehrführer A. Larm empfiehlt eine ordentliche Dusche. 

Bei Fragen der richtigen Ernährung (Marmeladebrote kann der Drache partout nicht ausstehen) weiß S.C.Hinken, der Metzger, Bescheid. 

Ja, und dann wäre noch die Frage nach der artgerechten Haltung dieses Riesen-Viehs. Der 1. Vorsitzende des Welttierschutzvereins, Herr Leo Pard, empfiehlt, dem Drachen  viel Raum zu geben, ein Schloss-Park wäre ideal, dazu ein Drachenflug pro Tag.  

Den entscheidenden Tipp allerdings bekommt Alex von seiner Freundin, dem klügsten Menschen, den er kennt. In einem herzzerreißend-fehlerhaften Brief drängt sie ihn dazu, den Drachen “gehn zu lassen”.

Die Gags und der haarsträubende Logik-Unsinn sind unter dem Schein der Ernsthaftigkeit so nett arrangiert, dass man dies beim Lesen lächelnd erkennt und gerne in Kauf nimmt, um ja nichts von der irren Geschichte zu versäumen. Die liebevoll gestalteten “Original”-Antwort-Briefe zwingen zum Einsatz der Hände, sie müssen den beigefügten Umschlägen entnommen werden.  Als schließlich Alex seinem Drachen wehmütig die ersehnte Freiheit gibt, dürfte so mancher Leser das Buch – voll Herzschmerz – zur Seite legen, herrje, was für eine schöne Geschichte!