Die zweite Arche

Hainz Janisch, Hannes Binder ISBN: 9783715207612 Verlag Atlantis

Gott schickte die Sintflut bekanntlich als Strafe über die Menschheit, mit der er sehr unzufrieden war. Einzig den untadeligen Noah beauftragte er, eine Arche zu bauen, um damit sich, seine Familie sowie alle Tiere zu retten. Doch schaffte es Noah tatsächlich, allen, die einen Anspruch auf einen Platz in der Arche hatten, mitzunehmen?

Nicht ganz, Alef zum Beispiel, war nicht im Boot, als Noah die Leinen losließ. Und mit ihm eine Reihe anderer, seltsamer und exotischer Gestalten. Das Einhorn etwa, zwei Zentauren, ein Pegasus, die Sphinx und der Vogel Greif. Sie waren entweder zu spät oder hatten den Aufruf Noahs gar nicht erst mitbekommen.

Zum Glück war Alef , der auch zur großen Familie des Archebauers gehörte, einer wie Noah: kühn, zupackend, entscheidungsfreudig. Es brauchte nicht lange – und schon hatte er beschlossen: Wir bauen eine weitere Arche. Die Zustimmung von allen Seiten war ihm sicher.

So wurde auch die Arche Nummer 2 vor dem einsetzenden großen Regen fertig. Zyphius, halb Fisch, halb Drache, schwamm neben ihnen her. Alles verlief nach Plan. Nach 44 Tagen blieb Alefs Arche stehen. Er selbst suchte die Menschen auf und lebte glücklich unter ihnen.

Eine Kopie des Bibel-Originals? Nicht wirklich. Es wäre keine Heinz-Janisch-Geschichte, gäbe es keine Brüche mit der Erzählung, die von Kindheit an als Kulturdenkmal in unseren christlich-abendländischen Köpfen festsitzt. In einer Rede an seine exotischen Mitreisenden gibt Alef wohl auch Janischs Grundidee kund: „Wir sind anders als die anderen, und das ist gut so. Sie brauchen uns.“ Langeweile gibt es bei diesem Autor nicht. Unübliche, verquere Gedankengänge mit versöhnlichem Ende sind seine Spezialität. Vielleicht passen seine Erzählungen gerade deshalb so gut in unsere Zeit.