Als man einst in Fischhaus noch Steine brach

Die Steinbrüche von 1920 bis 1950 - Aus der Geschichtsforschung von Georg Jungwirth, Ruderting


An Sonn- und Feiertagen waren die Steinbrüche und vor allem die Rollwagengleise beliebte Spielplätze für die Jungen aus Ruderting un der Umgebung.der Bub rechts im Bild hält sich an einer Pressluftleitung fest.Die Pressluft zum Bohren der Sprenglöcher wurde ebenfalls mit dem "Dampf" erzeugt.(Foto: Sepp Kühberger)


Der Blick vom Teufelsstein auf die Steinbrüche entlang der Ilz in Richtung Mausmühle. Die Stromschnellen links sind durch das Kraftwerk Oberilzmühle verschwunden. Auf der Strße oberhalb der Bahnstrecke wurde der Ilztalwanderweg errichtet. Die damaligen Abraumhalden bergen jetzt wertvolle Mischwaldbestände.(Foto: Sepp Kühberger)


Arbeiter stehen neben einer Lore und dem Rollwagengleis.Mit diesen Karren wurden Felsen zum Steinbeißer gefahren und dort zu schotter und Kies gequetscht.(Foto: Sepp Kühberger)


"Passauer Zeitung" vom 8. Mai 1933





Dieses Bild zeigt links die Siebanlage. Hier wurden die verschiedenen Größen von Schotter und Kies maschinell über Rüttelsiebe sortiert. Auffällig sind die zahlreichen Rollgleise für die sogenannten Loren. Mit diesen kleinen Wagen, die per Hand geschoben wurden, sind Schotter und Kies auf die Bahnwaggons verladen worden. Damit wurde auch das Material für den Steinbeißer antransportiert und der Abraum wieder weggeschafft.
Rechts auf dem Foto ein Güterzug mit Dampflokomotive aus Richtung Passau auf der Waldbahn. Die Waggons mit den seitlichen Streben wurden vor allem für den Transport von Holz (Rundholz und Schnittholz) verwendet.
Auffällig die Wiesen an der Ilz - sie waren damals noch nicht bepflanzt.(Foto: Georg Peter sen.)

Steinhauer sind damit beschäftigt, große Felsbrocken auf Transportgröße zu zerkleinern. Da in den Steinbrüchen an der Ilz weder Leisten- noch Pflastersteine gefertigt wurden, war die Größe und Qualität des gewonnenen Rohmaterials nicht ausschlaggebend. (Foto: Sepp Kühberger)



Ein Arbeiter am Einfülltrichter des Steinbeißers. Hier wurde das angelieferte Steinmaterial zu schotter, Kies und Sand gequetscht. der antrieb erfolgte über die Dampfmaschine und Riemen. (foto: Georg Peter sen.)



Dieses Foto mit Steinbrucharbeitern entstand bei einer Feier vor dem Gasthaus "Kirchenwirt" in Ruderting. (foto: Georg Peter sen.)

Die Steinbrüche an der Ilz bei Fischhaus

Wer heute auf dem Ilztalwanderweg von Fischhaus in Richtung Mausmühle wandert, wundert sich vielleicht bei einer genaueren Betrachtung der Landschaft über Felswände, die - mit Bäumen und Büschen zugewachsen - fast verwunschen wirken. Diese Felswände, ca 1 km hinter der Ortschaft Fischhaus gelegen, sind die Überreste eines intensiven Felsabbaus vom Ende der Zwanziger Jahre bis Ende der Fünfziger Jahre im vergangenen Jahrhundert. Georg Peter sen. aus Ruderting hat gemeinsam mit seinem Vater und zwei Brüdern in den Jahren vor und nach dem zweiten Weltkrieg hier gearbeitet. Josef Kühberger aus Gastorf war ebenfalls nach dem 2.Weltkrieg im Steinbruch beschäftigt. Vor dem Krieg brachte er seinem Vater das Essen in den Steinruch. So erlebten beide die Arbeit sowie die Mühen und Gefahren in den Steinbrüchen an der Ilz bei Fischhaus.

Von ihnen stammen auch die folgenden Erinnerungen:

Nach der Weltwirtschaftskrise wurde Ende der Zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit dem Felsabbau an der Ilz bei Fischhaus begonnen. Die drei Stein- brüche, der Fischhauser Steinbruch, der Muttenhammer Steinbruch und der Gastorfer Steinbruch lieferten die Felsen, die zu Schotter, Kies und Sand gebrochen wurden.

Unmittelbar an den Steinbrüchen führte die Waldbahn vorbei. Das gewonnene Material wurde auf einem eigenen Gleisanschluss auf die Güterwaggon verladen. Dazu wurde der Schotter mit sogenannten Loren per Hand über ein Gleis auf einer Rampe über die Waggon geschoben. Dort wurden die Ladewannen der Loren umgekippt und die Ladung dadurch entleert. Waren die Waggons voll geladen, wurden sie mit einer eigenen Lok zum Bahnhof Fischhaus gezogen und von dort mit Güterzügen weitertransportiert.

Die Arbeit in den Steinbrüchen, in der Blütezeit sogar in zwei Schichten, war schwierig und gefährlich. Im Mai 1933 ereignete sich ein tragisches Unglück. Offensichtlich durch die Arbeiten am Fuß der Felswand und die Einwirkung von Frost und Wasser löste sich während der Arbeit ein Teil der Felswand und verschüttete einige Arbeiter. Während Michael Habereder sofort getötet wurde, verstarben Franz Wurm und Rudi Knab im Krankenhaus Passau an ihren Verletzungen. Die Schwerverletzten wurden mit einem Güterzug nach Passau gefahren und vom Bahnhof mit Leiterwagen zum Städtischen Krankenhaus transportiert. Dabei wurde zur damals stattfindenden Maidult der Exerzierplatz überquert. Die Leichtverletzten kamen zur Versorgung der Verletzungen in das Krankenhaus Hutthurm.

Die Steinbrüche waren zu Beginn der Arbeiten nur über die Waldbahn und zu Fuß erreichbar. Die Straße von Ruderting nach Fischhaus wurde erst 1935-1936 auf der jetzigen Trasse gebaut, die Ilzbrücke in Fischhaus erst 1954 errichtet. Bis dahin konnte Ruderting von Fischhaus aus nur über einen Trampelpfad und einen Waldweg über den Reithof erreicht werden.

Die Ilz konnte bei Fischhaus nur mit einer Zille oder mit Fuhrwerken durch eine Furt überquert werden. Den Fährdienst über die Ilz versah das Gasthaus Jungwirth in Fischhaus.

Für die Beschäftigten bedeutete dies natürlich erhebliche Strapazen. Die Arbeiter waren dabei jeden Tag zum Teil Stunden zu Fuß unterwegs.

In den bereits erwähnten Spitzen- zeiten haben über 30 Arbeiter dort ihr hartes Brot verdient. 1933/1934 betrug der Stundenlohn 33 Pfennig. 1947, nach dem Krieg, wurden pro Stunde 80 Pfennig bezahlt. Trotzdem waren die Männer froh, eine geregelte Arbeit mit einem regelmäßigen Lohn zu haben. In der damaligen Zeit wahrlich keine Selbstverständlichkeit.

Arbeitern, die in der Nähe wohnten, wurde das Essen bzw. die Brotzeit von Angehörigen, meist den Kindern, in den Steinbruch gebracht.

Einen der viel begangenen, jetzt aber kaum mehr sichtbaren Wege, hat der Wegewart der Sektion Ruderting des Bayerischen Wald-Vereins, Sepp Kühberger aus Gastorf, wieder hergerichtet. Der Steinbruchsteig führt vom Fundament des „ Neuen „ Steinbeisser auf die Höhen über der Ilz bei Gastorf. Sicherlich nicht nur ein Schmankerlweg für die Einheimischen.

Kernstück der Anlage war der sogenannte Steinbeißer. Hier wurden die Felsbrocken, die über eine eigene Gleisanlage von den drei Steinrüchen angeliefert wurden, zu Schotter und Kies gebrochen. Die Brechanlage wurde von einer Dampfmaschine über Riemen, einer sogenannten Transmission, angetrieben. Diese Dampfmaschine wurde mit Kohlen und auch mit Torf aus Haidmühle beheizt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Dampfmaschine durch einen Dieselmotor ( es wird von einem Schiffsdieselmotor berichtet ) ersetzt.

Schotter und Kies wurden über eine Siebanlage nach Größe sortiert. Der Schotter wurde vor allem zum Eisenbahnbau verwendet. Aber auch der Kies fand starken Absatz. Er wurde zum Teil per Schaufel und Schubkarre auf die Waggon verladen. Der Sand wurde in den Jahren vor dem Krieg mehr als ein Abfallprodukt gesehen. Der Betriebsleiter, Paul Hildebrandt war deshalb froh, wenn im Winter die Bauern aus der Hutthurmer Seite den Sand mit Schlitten über die zugefrorene Ilz fuhren und von dort später wieder heimbrachten. Die beengten Abraum- und Lagerplatzflächen wurden dadurch entlastet. Nach dem Krieg war aber auch der Sand sehr begehrt und ein wichtiger Bestandteil des Umsatzes.

Aber auch die Bauern aus den Nachbardörfern nutzten den Steinbruch. Während der ruhigen Zeit im Herbst wurde mit Fuhrwerken Abraum ( Felsbrocken, Kies- u. Sandreste, ) , der mit der Schaufel oder per Hand auf den Wagen geworfen wurde, auf beschwerlichen Wegen weggefahre. Damit sind die Wege wieder instandgesetzt oder neugebaut worden.

Stefan Schwaiberger aus Hatzesberg hat selbst in jungen Jahren täglich zwei Ladungen aus dem Steinbruch bei Fischhaus geholt. Damit wurde der Weg von Hatzesberg nach Ruderting neu gebaut. Um einen Hohlweg zu umgehen, wurden mit dem Pflug zwei Rinnen in die angrenzende Wiese gerissen und diese mit dem Abraum zu einem einigermaßen fahrbaren Weg aufgefüllt.

Zum Ende der fünfziger Jahre wurde es still in den Steinbrüchen. Innerbetriebliche Probleme führten schließlich zur Einstellung des Betriebs. Die Fa. Greisel aus Blindham bei Ortenburg versuchte anfangs der Sechziger Jahre einen Neubeginn. Das Betonfundament für einen neuen Steinbeißer wurde errichtet. Aber auch diese Bemühungen verliefen wieder im Sande. Gerüchten zufolge waren dabei Grundstücksfragen und der Bahnanschluss Auslöser für die Einstellung der Arbeiten.

Die Steinbruchlöcher erfüllten aber noch einen weiteren Zweck. Von der Gemeinde Ruderting wurde eine regelmäßige Müllabfuhr eingerichtet. Für die damalige Zeit ein Novum. Jeden Samstag wurden die Mülltonen per Hand auf einem Lastwagen geleert und anschließend in den Steinbruch gekippt. So wurden im Bereich der Steinbrüche die Mulden und Vertiefungen im Laufe der Zeit mit Müll gefüllt und mit Erdaushub abgedeckt. Diese Flächen wurden dann mit Fichten bepflanzt. Heute sind aber die alten Fundamente der Dampfmaschine und des Steinbeißers noch zu besichtigen.

Beim Bau der neuen Rudertinger Kläranlage an der Ilz waren von dieser wechselvollen Geschichte nur mehr einzelne Hinweise zu sehen.

    Mit Herrn Jungwirth als Führer besuchten wir das Gelände der ehemaligen Steinbrüche (Kl. 4a)



Das Unglück

Am Montag, den 8. Mai 1933 ereignete sich ein schweres Unglück im Steinbruch Fischhaus. In Folge von Sprengarbeiten lösten sich aus der Felswand mehrere Gesteinsbrocken und stürzten auf die Arbeiter am Fuß der Felswand, die ihre Arbeit bereites wieder aufgenommen hatten.

Michael Habereder aus Tauschberg ist dabei noch an der Unfallstelle seinen schweren Verletzungen erlegen. Vier Schwerverletzte wurden, so die Passauer Zeitung vom 9. Mai 1933, von der Passauer Sanitätskolonne in das Passauer Städtische Krankenhaus überführt.

Zeitzeugen zufolge wurden die Schwerverletzten dabei auf der offenen Ladefläche eines Güterwaggon vom Bahnhof Fischhaus nach Passau gefahren. Von dort wurden sie mit Handkarren in das Städtische Krankenhaus gebracht. Die Leichtverletzten kamen zur Versorgung der Verletzungen in das Krankenhaus nach Hutthurm.

Rudolf Knab ist am Nachmittag des Unglückstages im Krankenhaus Passau verstorben.

Besonders dramatisch war das Schicksal von Franz Wurm und seiner Familie. Bei dem Unfall erlitt der 39 - Jährige eine Lungenquetschung sowie eine Oberschenkelfraktur. An deren Folgen ist er am 16. Mai 1933 verstorben. Der Familienvater hatte drei Kinder im Alter von 10, 5 und 1 Jahren. Den Weg von seinem Wohnort Geiermühle, am Dettenbach in der Gemeinde Neukirchen v.W. gelegen, zur Arbeit im Steinbruch bei Fischhaus legte er täglich zu Fuß zurück. Die Gehzeit für die einfache Strecke betrug dabei eine gute Stunde. Im Gegensatz zu seiner vorherigen Arbeitsstelle im Steinruch bei Fürstenstein war dies aber bereits eine wesentliche Verbesserung.

Durch das Unglück standen seine Witwe und die Kinder vor dem materiellen Nichts. Die Waisenrente für die Kinder, je Kind 18 Mark im Monat, reichte bei weitem nicht. Dankbar registrierte man deshalb die Unterstützung der Familie Krebs als Eigentümer des Steinbruchs. Zum Schulbeginn erhielten die Kinder die gebrauchten Lederschultaschen der Kinder der Familie Krebs. Und zur Erstkommunion erhielten die Kinder den Stoff für die Kleider. Diese Geschenke blieben in der Erinnerung der Kinder von Franz Wurm bis heute haften.

    Der Prellmeisel

Hierbei handelte es sich um einen schweren Hammer zum Zerkleinern der Steine. Da im Steinbruch vor allem Schotter für den Eisenbahnbahn- und Straßenbau produziert wurde, war der Abbau des Felsen relativ einfach. In die Felswand wurden Sprenglöcher mit einer Tiefe von 3 – 4 Metern gebohrt. Die Felsmassen wurde aus der Wand gesprengt. Die großen Felsbrocken wurden wiederum gesprengt und anschließend die Felsen mit den „Prellmeiseln“ So zerkleinert, dass die Gesteinsbrocken per Hand in die Loren gehoben werden konnten. Wichtig für die schwere Arbeit mit den Hämmern waren die Stiele. Diese mussten fest und zäh sein und dennoch auch den Schlag abfedern, um nicht zu zersplittern. Als ideal erwiesen sich dabei Haselnussstecken und „Hannichl„ (=kleine Fichtenstämmchen). Jeder Arbeiter musste für die Stiele seines Hammers selbst sorgen und da wegen der schweren Arbeit doch ein erheblicher Verschleiß entstand, hatte jeder seinen Vorrat an Stielen im Steinbruch deponiert. Natürlich hatte ein jeder auch seine Vorlieben für bestimmte Hölzer; auch die Länge und der Umfang der Stiele war verschieden.

    Die Pressluft

Eine große Erleichterung bei der Arbeit war das Bohren der Sprenglöcher mit Druckluft- bohrern. Während früher die Sprenglöcher mit Eisen und Hämmern gemeißelt wurden, war das Bohren mit der Druckluft eine wesentliche Vereinfachung. Die Pressluft wurde mit einem Kompressor erzeugt, der über die Dampfmaschine mittels eines Riemen angetrieben wurde. Die Druckluft wurde über Eisenrohre je nach Bedarf verteilt und vor Ort über Schläuche an die Bohrer geleitet. Um bei der Sprengung möglichst viel Stein aus der Wand zu brechen, waren der Ansatz der Bohrer und auch die Lage und Tiefe der Sprenglöcher eine wahre Wissenschaft für sich.




Steinbrüche an der Ilz bei Fischhaus - Aufzeichnung von Georg Peter sen. aus Ruderting

    Der Stein, vom Felsen zum Sand

Mit Pressluftbohrgeräten werden Tiefenbohrungen gemacht. Die Bohrlöcher sind ca. 3 – 4 Meter tief. Die Dynamitstangen wurden in das Bohrloch geschoben und mit Sand verdämmt. Die Pressluft wurde damals im Maschinenhaus mit der Dampfmaschine erzeugt und über Rohrleitungen in die jeweiligen Steinbrüche geleitet. Jede Sprengung musste im Bahnhof Fischhaus gemeldet werden. Nach der Sprengung werden die großen Gesteinsbrocken mit 30 – 40 cm tiefen Bohrlöchern versehen und ebenfalls gesprengt. Die Zündung erfolgte dabei per Hand, die kurzen Zündschnüre wurden mit Streichhölzern angezündet. Mit einem Signalhorn wurden die jeweiligen Sprengungen bzw. die folgende Entwarnung angekündigt. Die nun anfallenden Steine wurden mit Hämmern ( dem sogenannten Prellmeißl ) so bearbeitet, dass die verbleibenden Stücke von einem oder zwei Arbeitern in die Lore gehoben werden konnten.

Die Stiele für die schweren Hämmer waren eine Wissenschaft für sich. Einerseits sollten diese biegsam sein und nicht abbrechen. Dürre Fichtenstämmchen und Haselnussstecken waren die besten. Die Stiele wurden von den Arbeitern selbst gemacht, jeder hatte seinen Vorrat dabei. Die beladenen Loren wurden mit einer kleinen Lok mit Benzinmotor bis zum Beißer gezogen. Dort wurden sie mit Hilfe einer Dampf betriebenen Seilwinde ca 25 – 30 Meter zum Beißer hochgezogen. Entleert wurden die Loren durch Umkippen der Ladewanne direkt in die Rutsche des Beißers, wo die Steine dann zwischen den Eisenbacken zerquetscht wurden.
Dieses Material fiel nun in einen Becher, der über einen Zahnradantrieb zum höchsten Punkt im Brechergebäude gebracht wurde. Dort wurden die Gesteinsstücke wieder in einen Brecher geschüttet. Anschließend wurde das zerbrochene Material über Schüttelsiebe und eine Trommel nach den verschiedenen Größen sortiert. Sand, Kies mit verschiedenen Körnungen und Schotter, der hauptsächlich von der Eisenbahn aufgekauft wurde, waren das Ergebnis der Mühen.
Gerade die Hitze im Sommer machte vielen zu schaffen. Der Durst wurde mit Quellwasser gelöscht. Dieses wurde in einer Milchkanne beim Rücktransport der Loren mitgebracht und von den Arbeitern oft sehnsüchtig erwartet. Die zahlreichen Arbeiter waren auch eine gute Kundschaft der Bäckereien. Frau Schön aus Haselbach ( von der Bäckerei Kerscher ), Resch Max von der Bäckerei Wagner in Ruderting und ich von der Bäckerei Kreipl, ebenfalls in Ruderting, versuchten, im Steinbruch möglichst viele Semmeln zu verkaufen.

Vor 1933 gab es keine Straße zwischen Fischhaus und Ruderting, sodass der allergrößte Teil der Erzeugnisse von der Eisenbahn abtransportiert wurde. Sand gab es massenweise und kostenlos. Mit den Pferdefuhrwerken wurde zwar Sand abgefahren, aber auf den schlechten Wegen ging beim Transport wieder viel verloren.

Im Steinbruch wurden in einer Hauerhütte auch Pflastersteine gemacht. Aber auch viele Wasserbausteine wurden geliefert. Diese Steine – je größer desto besser – wurden oft von drei bis vier Männern gemeinsam auf einen Rollwagen gewuchtet und auf die Eisenbahnwaggon verladen. In Passau wurden damit an Donau und Inn die Ufer befestigt. Das Zerkleinern der Wasserbausteine war eine Wissenschaft für sich, man musste wissen, wie der "Gang" lief, um die Keile zum Spalten richtig anzusetzen.

Bevor die Straße gebaut wurde, war der Steinruch von den Arbeitern nur zu Fuß erreichbar. Diese kamen nicht nur aus Ruderting, sondern viele auch aus den Gemeinden Hutthurm und Neukirchen v.W.. Das Schuhwerk bestand meistens aus Holzschuhen. Manchmal wurde auf die Holzsohlen Oberleder aufgenagelt. Um die Holzsohlen haltbarer zu machen, wurden oft Gummistücke von alten Fahrradreifen aufgenagelt.

Im Winter konnte man im Steinbuch nicht arbeiten. Die Arbeiter gingen deshalb "stempeln". Um das Fahrgeld für die Bahn zu sparen, gingen sie zu Fuß nach Passau ins Arbeitsamt.

Neben den drei Toten vom Unglück im Mai 1933 mussten auch noch Michael Fraunhofer aus Gastorf und Hans Steinhofer aus Grubhof ihr Leben im Steinruch lassen. Dabei verunglückte Michael Fraunhofer als Sprengmeister, weil eine Ladung erst verspätet detonierte und er von einem einzelnen Stein unglücklich am Kopf getroffen wurde.

Der Betrieb in Fischhaus lief bis zum Unglück im Mai 1933 in zwei Schichten. Der Gewinn wurde jedoch abgezogen und in Sachsen in einen weiteren Betrieb investiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Enteignung in Sachsen fehlte das Geld für eine gründliche Sanierung der veralteten Anlagen. Zudem nahm die Bahn kaum mehr Schotter ab, mit Sand und Kies war nicht viel verdient. So ging es mit dem Betrieb stetig bergab.

Eine Wiederaufnahme in den sechziger Jahren durch die Firma Greisel scheiterte an verschiedenen Widerständen seitens der Bahn und betroffener Grundstücksanlieger.

Aufgezeichnet nach den Erinnerungen von Georg Peter durch Georg Jungwirth