Die Mordnacht von Penzberg kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner

“Dunkelnacht”
von Kirsten Boie (Autorin)
Oetinger Verlag
ISBN: 9783751200530

So kennt man Kirsten Boie, die Schriftstellerin von der Waterkant, noch nicht: als Chronistin der bedrückendsten Tage in der Geschichte des oberbayerischen Städtchens Penzberg. Ihr feines Gespür für Kinder und Jugendliche und ihr gesellschaftliches Engagement machte sie zur deutschen Astrid Lindgren, im Hinblick auf ihre Vielseitigkeit übertrifft sie jedoch das große Vorbild aus Schweden. 

Mutig holt sie ein Ereignis am Ende des 2. Weltkriegs ans Licht, das an Brutalität, Menschenverachtung und irrsinniger Befehlstreue seinesgleichen sucht. 

Am 27. April 1945 verkündete die “Freiheitsaktion Bayern” über den Reichssender das bevorstehende Kriegsende. Gleichzeitig bat man die Bürger, die letzten Nazis daran zu hindern, noch funktionierende Industrieanlagen zu zerstören. In Penzberg fanden sich solch gute Geister. Etwas zu früh, wie sich herausstellen sollte. 

Wilde Aktionen der Hitlertreuen, teils ferngesteuert, teils vor Ort, teils aus sinn- und herzlosem Pflichtgefühl, teils aus Unfähigkeit und mangelndem Mut ebneten den Weg in die Katastrophe. Nach der Erschießung einiger Männer von einer Wehrmachtseinheit rückte kurz darauf die Organisation Werwolf in Penzberg ein und übernahm. 16 Bürger, die auf der Liste standen, wurden aus den Betten geholt und kurzerhand an Balkonen und Bäumen in Penzbergs Mitte aufgehängt, Stunden bevor die Amerikaner einmarschierten. Hitler setzte seinem Leben zwei Tage später ein Ende, am 8. Mai 1945 war alles vorbei.

Als in Deutschland einige Monate später wieder die freiheitliche Grundordnung eingerichtet war, wurden die Penzberg-Mörder vor Gericht gestellt. Das Urteil: Freispruch. Die Angeklagten hatten ja “nur” Befehle ausgeführt. 

Kirsten Boie entschied sich für eine Novelle, eine kurze Prosa-Erzählung. Das gab ihr die Möglichkeit, fiktive Personen hinzu zu fügen. So erzählen Schorsch und Marie, ein junges Paar, mit großer Emotionalität den Alptraum dieser Nacht. Er geht unter die Haut geht; nicht als Entspannungslektüre für den Abend gedacht, wohl aber als Mahnung an eine dunkle Nacht.

Lesealter: 14 – 16 Jahre