Unser Comenius-Regio-Projekt

Unser Comenius-Regio-Projekt „Methods to increase reading motivation”, das wir mit der Region Haapajärvi in Nordfinnland durchführen, wird „Projekt des Monats“ September 2011.

Hierzu führte Frau Lummert vom PAD (Pädagogischer Austauschdienst im KMK) ein Interview.

PAD – Fragen- und Antwort-Skizzen zum “Projekt des Monats” September 2011

Uns liegen ein ausführlicher Projektantrag und der Zwischenbericht vor. Von daher sind wir im Interview vor allem interessiert zu erfahren, inwieweit sich bereits Erwartungen erfüllt haben, die mit dem Antrag verknüpft sind. Auch interessieren die persönlichen Erfahrungen, die zum Beispiel im Rahmen der Begegnungen gemacht wurden. Wir sind interessiert an konkreten Beispielen, die die Projektidee verdeutlichen.

– Projektverlauf (Idee, Vorbereitung, Partnersuche, Start, Schritte…)
Uns überraschte die Idee (Lesemotivation) zu diesem Projekt. Sie wurde aus Finnland, dem permanenten „Pisa-Sieger“, an uns herangetragen: Auch in Finnland haben die Lehrer zunehmend Mühe, die Kinder für das Lesen zu begeistern.
Die Partnersuche war kein Problem. Man kannte sich teilweise aufgrund eines früheren Comenius-Schulprojektes. Auf finnischer Seite wusste man deshalb, dass an deutschen Schulen im Bereich des Lesens mit entsprechenden Internet-Programmen gearbeitet wird. Diese waren/ sind in Finnland bisher unbekannt. Man wollte hierbei Erfahrungen sammeln.
Von deutscher Seite war der Wunsch groß herauszufinden, was an finnischen Schulen so anders gemacht wird, um schließlich bei Pisa solche Erfolge einfahren zu können.

– Welche Voraussetzungen sind für ein Gelingen notwendig?
a) das persönliche Verstehen der Beteiligten untereinander !
b) die Freude am Projekt/ an der Projektidee/ an der Arbeit
c) die Bereitschaft, sich mit anderen Ländern, Menschen, Ideen einzulassen (trotz vielerlei Problemen, z. B. sprachlicher Art)
d) Offenheit für die modernen Medien

– Welchen Einfluss hat das Projekt auf die beteiligten Einrichtungen/ Personen? Gibt es Beispiele?
a) Waren im Anfangsstadium die sprachlichen Unsicherheiten bei vielen noch groß und gewaltig, spielen sie zunehmend weniger eine Rolle.
b) Das Verhältnis der Beteiligten untereinander wurde sehr eng, sehr offen, sehr partnerschaftlich.
c) Vermutlich von der lockeren finnischen Art im Umgang miteinander angeregt, verkehren nun auch die deutschen Partner miteinander alle „per du“ miteinander.
d) Es gibt keine Einrichtung mehr, an der nicht „finnische Bezüge“ (Bilder/ Fotos/ Texte/ Zeitungsausschnitte/ Kinderbriefe/ Plakate ..) das Schulhaus zieren.
e) Es gibt keine (Projekt-)Schule mehr, an der nicht mindestens ein Buch eines finnischen Autors Klassenlektüre ist.

– Was ist das Besondere an dem Projekt?
a) Der Versuch, sich gegenseitig auf einem ausgewählten Gebiet unterrichtlicher Arbeit so zu durchleuchten, dass man gestärkt hiervon in der eigenen Schule besser unterrichten kann.
b) Der innovative Charakter: Über das digitale Medium, durch internationale Zusammenarbeiten die Schüler zu mehr Lesemotivation führen.

– Gab es besondere Ereignisse während des Projektes?
Entstehung der „Wanderausstellung“ im Passauer Raum durch spontanes Engagement

– Was hat Ihnen persönlich bisher am besten gefallen?
a) Das Erleben des Schulalltags in Finnland
b) Die Faszination, wie durch ein Internet-Computer-Programm motiviert zusammengearbeitet werden kann: die Schüler arbeiten jeweils in ihrer Muttersprache, der Computer bringt die Schüler der verschiedenen Länder/ Sprachen zusammen und vergibt für die erfolgreiche Zusammenarbeit Punkte.

– Inwieweit haben sich für Sie die Erwartungen erfüllt, die mit dem Projekt verknüpft sind?
Die Arbeit läuft, die Motivation scheint hierbei ständig zu wachsen, die Ergebnisse und Rückmeldungen sind positiv, die Erwartungen steigen

– Welche Schwierigkeiten gab es und (wie) konnten sie gelöst werden?
…..

– Wie groß ist das Interesse der Projektbeteiligten am Austausch? Was trägt dazu bei, das Interesse zu wecken?
Wenn sich die Arbeit mehr im Abstrakten, Theoretischen, Allgemeinen abspielt, ist das Interesse der Beteiligten nicht sehr groß. Sobald aber Projekte im Kleinen (Mini-Projekte: Lehrer mit Lehrer/ Klasse mit Klasse) gestartet werden, in der viel Eigeninitiative gewünscht ist, steigt das Interesse sprunghaft an.

– Gibt es schon Erfahrungen, ob und wie sich das Projekt positiv auf die Lesemotivation auswirkt?
Mit drei (deutschen) Klassen, die im nächsten Jahr nicht mehr in diesem Comenius-Projekt arbeiten werden (4. Klassen/ 6. Klasse) wurden Interviews durchgeführt. Zu 95 % gaben sie an, dass das Projekt insgesamt nicht nur schön und weltöffnend war, sondern dass ihre Leseaktivität dadurch auch zugenommen habe.
Dies wird übereinstimmend auch von den beteiligten Lehrern so gesehen.

– Welche Methoden aus Finnland wurden in Deutschland ausprobiert, welche aus Deutschland in Finnland?
Von Finnland nach Deutschland
• Einführung des Lesediploms (konkret im Rahmen des Lesens unserer Projektbücher)
• Bücherbeurteilung auf Zettel (Dadurch möglich: Ranking der beliebtesten Bücher, konkret: Projektbücher)
• Schulen-Bücherei-Internet-Vernetzung (Konkret: Klassensätze von Projektbüchern anderen Klassen zugänglich machen)
• Powerpoint-Darstellungen (im literar. Breich) durch Schüler in Partnergruppen (Konkret: 4.Klasse Witzmannsberg/ 6.Klasse Salzweg stellt Inhalte eines Buches in Powerpoint dar (Texte und Bilder))
• Lehrer liest seinen Schülern ein ganzes Buch vor (umfangreicher als “Regenbogenfisch“)

Von Deutschland nach Finnland
o Einrichtung von Lese-Ecken/ Lese-Räumen im Klassenzimmer/ im Schulhaus
o Vorstellung gelesener Bücher: von Schülern für Schüler
o Vorlesen: Kinder lesen Kindern vor

Was waren die Schwierigkeiten bei der Übernahme von „Methoden“?
Manche lassen sich nicht einfach übernehmen (z. B. Bücherbus), da grundlegend äußere Strukturen geändert werden müssten. Andere sind in gewisser Weise abhängig von den Gegebenheiten vor Ort (z. B. In Finnland lesen die Lehrer öfter umfangreiche Bücher vor: Klassen sind klein, Schulzimmer sehr familiär).
Im Prinzip sind die angewandten Methoden nicht sehr verschieden von den deutschen.

– Wie ist die Erfahrung mit den internetgestützten Programmen?
Gut bis sehr gut. Möglicherweise ist die Wirkung in Finnland hierbei sogar noch größer als in Deutschland, da derartige Lese-Programme in Finnland bisher nicht bekannt waren. Wir überall in der Welt sind die finnischen Kinder sehr offen für derartige digitale Angebote.
Wie intensiv diese Programme genutzt werden, hängt im großen Maße vom jeweiligen Lehrer ab. Je offener er hierfür ist, je technisch versierter er ist, je mehr Engagement er auch für die Inhalte zeigt, desto eifriger arbeiten die Schüler damit.

– Was hat besonders gut geklappt und eignet sich als Tipp für andere?
Den Schülern die literarische Welt eines anderen Landes zu öffnen war eine der Ideen, die bei den Kindern eingeschlagen hat. Wie sich in den Umfragen am Ende dieses Schuljahres herausgestellt hat, sind den deutschen Kindern nun eine Reihe finnischer Autoren, deren Bücher und deren Art zu schreiben sehr vertraut. Bisweilen fallen den Kindern bisweilen spontan mehr finnische Autoren als deutsche ein.
Das konkrete „Zusammenarbeiten“ von Schülern beider Länder wird als angenehm erlebt (z. B. bei dem Programm Owlfinch, bei Klasse-zu-Klasse-Mini-Projekten(z. B. die Partnerklassen malen zu ein und demselben Buch Bilder und stellen sie – als ein Ganzes! – ins Netz)).
Zunehmend besser funktioniert unsere Komminikations-Homepage als tatsächliches Bindeglied zwischen den Beteiligten.

– Welche Pläne gibt es für die Zukunft?
Ganz sicher wird das Lese-Programm „Owlfinch“ (www.owlfinch.com) weiter betrieben und ausgebaut werden, so dass es auch für andere Länder, für andere Sprachen zur Verfügung steht. Wir glauben fest daran, dass in der Zusammenarbeit der Schüler/ Lehrer verschiedener Länder noch viel Potenzial mit Motivations- und Erkenntniswert liegt.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird auch die Lese-Methodensammlung www.pandio.eu für die Allgemeinheit geöffnet und in leicht veränderter Form als Portal für gute Lese-Methoden – zumindest für den deutschsprachigen Raum – angeboten werden.

Wir werden uns noch mehr Gedanken machen zu Formen/ Arbeitsmöglichkeiten, mittels derer die Schüler beider Länder das Gefühl haben, „gemeinsam“ etwas zu schaffen. In unserem Fall wird dies auf der Basis von Lesen (Büchern, Geschichten, Literatur) geschehen.

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