Auszeichnung: Weil Lesen plötzlich Spaß macht

Passau. Das Staatliche Schulamt Passau hat von der Nationalen Agentur für EU-Programme eine Auszeichnung für die Comenius-Regio-Partnerschaft mit den Grundschulen Witzmannsberg und Haselbach, der Mittelschule Salzweg, der Gemeindebücherei Haselbach und finnischen Partnern aus Haapajärvi erhalten. Ziel des Projekts mit dem Pisa-Siegerland ist es, gemeinsam Methoden zur Förderung der Lesemotivation zu entwickeln.

Die EU-Kommission sieht in dem Projekt “ein Leuchtturmprojekt”, freut sich Schulrätin Johanna Buchberger-Zapf. Der Pädagogische Austauschdienst (PAD) der Kultusministerkonferenz in Bonn, nationale Agentur für EU-Programme im Schulbereich, hat diese Lese-Motivation sogar zum “Projekt des Monats September” erklärt und auf seine Homepage gestellt (www.kmk-pad.org).

Die Zusammenarbeit zeige beispielhaft, wie internationaler Austausch im Schulbereich gelingen kann, betont Andrea Lummert vom PAD.


Das kommt auch in Finnland an: Die Idee, ein Lesezimmer wie in der Grundschule Witzmannsberg einzurichten, wird auch bei den Partnern realisiert. − Dass das Projekt auch international anerkannt wird, darüber freuen sich Schulrätin Johanna Buchberger-Zapf und Schulleiter a.D. Albert Hoffmann.
Fotos: Wildfeuer

Buchberger-Zapf zog eine sehr positive Halbzeitbilanz des seit einem Jahr bestehenden, von der EU geförderten Projekts. Es handelt sich hier um mehr als eine Schulpartnerschaft. Über drei Internetportale können sich Schüler aus dem Landkreis und Finnland austauschen − über Bücher, aber auch über Hobbys. Auch Schulräte und Lehrer aus beiden Regionen unterhalten sich auf einer Kommunikations-Homepage miteinander, stellen Schülerarbeiten vor und sammeln bereits 300 Leseförderungsmethoden auf www.pandio.eu.

Das Besondere an dem Projekt sei, dass es eine Plattform gibt, auf der Kinder kommunizieren können, erläuterte Buchberger-Zapf. Sie bezeichnete es als faszinierend, wie diese jeweils in ihrer Muttersprache durch das Programm “Owlfinch” motiviert zusammen arbeiten, um gemeinsam möglichst viele Punkte zu Fragen über ein gemeinsam gelesenes Kinderbuch zu sammeln. Die Punkte vergibt der PC, wenn die Antworten harmonieren.

Es sei erstaunlich, was die Schüler, die zu gemeinsam gelesenen Büchern auch selbst gemalte Bilder ins Netz stellten, “an Erfahrungen nachweisen können”, schwärmt Schulleiter a.D. Albert Hoffmann, fachlicher Leiter des Projekts. Das Projekt ermögliche ein “bewusstes miteinander Lernen, Arbeiten und Erleben der Bücher”. Eine Umfrage unter Viertklässlern in Witzmannsberg und Haselbach sowie in der sechsten Klasse in Salzweg habe ergeben, dass für 95 Prozent das Projekt “nicht nur schön und weltöffnend war”, sondern dass ihre Leseaktivität dadurch zugenommen habe, so Buchberger-Zapf.

Dies bestätigten auch ihre Lehrer, die dank des Projekts “viel mehr Wert auf das Lesen” legten. Sie ließen sich von den finnischen Kollegen anregen, ganze Bücher vorzulesen, ein Lesediplom einzuführen und Bücher als Powerpoint-Präsentation vorzustellen. “Befeuert durch die Finnen” sei es gelungen, Schulen und Büchereien mehr zu vernetzen und die insgesamt 25 gemeinsamen Klassenlektüren untereinander auszutauschen, ergänzt Hoffmann. Schwieriger sei es, den “Bücherbus” einzuführen oder öfter umfangreiche Bücher zu lesen.

Umgekehrt kopierten die Finnen von den deutschen Pädagogen, dass Schüler ihren Klassenkameraden Bücher vorstellen oder für sie vorlesen, berichtete Buchberger-Zapf. Begeistert seien sie auch von den Leseecken in den Klassenzimmern oder Leseräumen in den Schulhäusern der deutschen Partner, welche die Schule Haselbach beispielsweise wie eine Märchenwelt gestaltete.

“Wir haben alle sehr viel gelernt”, resümierte Buchberger-Zapf nach dem ersten Projektjahr. Sie und ihr Team planen neue Aktionen, etwa eine Wanderausstellung. Zur Eröffnung dieser im November in Haselbach werden die finnischen Partner anwesend sein. Der Gegenbesuch der Niederbayern findet im Mai 2012 statt. Auch Hoffmann will “Erreichtes weiterführen”.
Das Leseprogramm “Owlfinch” (www.owlfinch.com) soll für alle Länder und Sprachen im EU-Raum zur Verfügung stehen. Er möchte zudem “Pandio” als Portal für gute Lesemethoden für die Allgemeinheit öffnen.

PNP (Passauer Neue Presse), 13.09.2011